Ich hab keine Zeit mehr

Mein Jahr hat nur zweihundert Tage.
Die Nächte sind auch nicht viel mehr,
die einsam sind oder besoffen
und nicht nur das Atmen fällt schwer.
Die Zähne sind gelb, ja, das weiß ich.
Mein Bauch ist vom Saufen zu fett.
Ich warte nicht mehr auf den Morgen.
Ich spiel‘ mit mir Russisch-Roulette.

Ich hab‘ keine Zeit mehr, zu warten
bis das Meer mir zum Halse steht
und ihr mich dabei noch erschießt,
wenn ihr die Welt in Scherben legt.
Ich wart‘ nicht mit euch auf Erlösung
und auch nicht auf den starken Mann,
denn Schuld sind doch immer die andern
und der, der nicht stark sein kann.

Ich wart‘ nicht, bis du mich gefunden
und nicht, bis die Wunden geheilt.
ich wünsch dir zu Neujahr alles Gute.
du weißt, so hab ich‘s nicht gemeint.
Ich hab‘ keine Lust mehr zu warten,
bis dir das Lied endlich gefällt.
Ich spiel nur, so gut ich es spiele,
weil es mich dann nicht mehr so quält.

In Schwärmen fliegen die Raben
am Fenster vor meinem Haus.
Ich hab‘ keine Zeit mehr, zu warten.
Ich leere ein letztes Glas aus.
Es sind noch drei Worte zu sagen,
und schreiben kann das nur ich.
Es gibt keine Zeit mehr, zu warten.
verzeiht mir, ich wart‘ auf euch nicht.

(Für O.)