Vogel im Käfig

Liebe mit Werthers Worten versprechen,
Herzen in Brachen zerbrechen
oder die Köpfe in Kneipen ausfransen,
durch warme Wände tanzen.

Diese Romantik, sie schwindet dahin,
wend‘ ich den Blick zu den Häusern hin.
Alles wirkt fremd, einer schwitzt in sein Hemd:
Guckt nur übern Zaun, in seinem Traum
aus Schnaps und Straps und Porno und Ball,
Hass und Leere und dem ganz großen Knall.

Dann möcht ich ein Vogel sein.
Pack‘ Bier, Schreibzeug und Klampfe ein
und hebe ab, es geht nur mit dir.
Dann will ich deine Schwalbe sein.

„Bring sie doch mit!“ – Ach, der schon wieder.
Schreit dauernd Sachen zu mir herüber.
Hat der ’ne Ahnung , wie es mir geht?
Wie es sich anfühlt? Wie es sich dreht?

Der Tag der Entscheidung liegt weit hinterm Morgen.
Da bin ich noch stark und noch ohne Sorgen.
Doch schmilzt all dies mit jedem Moment,
mit jeder Sekunde, die übers Ziffernblatt rennt.
Und immer wieder seh‘ ich dich gehn,
Seh‘ ich mich einsam am Mopedstand stehn.

Dabei möcht ich ein Vogel sein.
Ich packe Liebe, Lust und Stärke ein,
Beschütz ich dich, obwohl ich‘s nie gelernt.
Dann möcht ich deine Schwalbe sein.

Ich will ein Vogel sein – nicht irgendeiner.
so‘n grauer Spatz? Nein: deiner.