Narrentanz

Im grellen Licht tanzt toll der Narr
frenetisch saugen eure Ohren
geborgte Worte stapeln hoch.
So manche hat ihr Herz verloren.

Der Narr gebärdet sich im Rausch,
spielt auf das Hohelied der Triebe:
„Der Himmel offen, manchmal gelb
und voll von Leibern, bleich vor Liebe.“ *


Ekstatisch lasse ich es brennen:
den Beichtstuhl; wohl auch eure Gier.
Ich bin der Narr, den ihr ersonnen,
doch Blicke schenkt ihr nicht dafür.

Ich sing die Moritat des Baal,
doch taug‘ ich mehr zur Elegie.
Du aber schenkst dein Herz nicht dem,
der seelenschwarz und küsst ihn nie.

Wenn dann verendet ist die Nacht.
Der Saal entleert, grau färbt das Licht.
Des Narren Lied und Tanz erloschen,
reiß‘ mir die Schminke vom Gesicht.

Und ja, ich habe dich belogen.
Mein schwarzer Hut ist nur geliehen.
Gedichte hab‘ ich dir geschrieben —
um heute Nacht bei dir zu liegen.

(* nach Bertolt Brecht: Baal)