Verse | Nocturne

am anfang war die stille. am ende wohl auch.dennoch ist sie uns unerträglich: das schweigen zweier menschen – eine flüchtige bekanntschaft – am tisch eines cafés, die stille nach dem coitus (omne animal post coitum triste), das schweigen am abgrund eines noch offenen grabes. das endgültige schweigen eines uns unbekannten menschen, der, vor uns liegend, die augen wie im schlafe geschlossen hält, während an uns noch alles fliesst und wir ahnungslos bleiben von jener stille.

Nocturne – also: „Nacht werdend“ – als Musikform in der Zeit des Barock entstanden, die in ihrer Besetzung und Satzstruktur nicht festgelegt ist, drängte uns, nachdem die Texte und ersten Kompositionen geschrieben waren, geradezu als Titel der aktuellen CD auf. 7 Stücke, die um diesen Moment kreisen, die eben als „Nachtstücke“ gelesen werden können, denn sie zeichnen jenen Moment zwischen dem Heute und dem Morgen, zwischen Wachsein und Schlaf, zwischen Abend und der ewigen Nacht. Dem Moment des Hinabgleiten, des Übergangs, vielleicht auch jenem Moment zwischen Leben und Tod.