Salome tanzt

Am Ufer ein Gedränge.
Ihr lechzt nach Attraktion.
Obolus auf der Zunge,
das ist des Fährmann Lohn.
Wir zeigen Euch vorm Abgrund,
wie Eure Träume sind
und schlachten den Johannes.
Gebt Acht – das Spiel beginnt.

Spiel auf, du Totengeiger,
schlag Saiten nicht so leis‘,
zum Tanz der Salomé wie
Oleander rot und weiß,
wie sieben schwarze Schleier
im goldenen Abendglanz.
Es tanzt die Ballerina
für Euch den Totentanz.

Ihr Tanz kost‘ mir den Kopf,
nun werde ich geteilt.
Los Henker, zögre jetzt nicht.
Ich lieg‘ hier schon bereit.
Herodes springt von Throne.
Das Publikum, es kreischt!
Nur Salomé, sie tanzt noch,
ihr Haar fällt sinnlich weich.

Kopf ab! – Ich dank dir Henker!
Nun singt die Marseillaise.
Es tropft mein Blut wie Honig
jungfräulich in den Schnee.
Mein Kopf fällt in die Schale,
dem König präsentiert
den Kopfwunsch die Prinzessin.
Sie küsst ihn ungeniert.

Ach, Henker, hätts‘t geschwiegen:
Nun fleddert mich das Volk.
Der Pfarrer zieht am Darme,
so hätt‘ ich‘s nicht gewollt.
Der Krämer zerrt schon gierig
die Innereien vom Tisch.
Frau Bürgermeisterin doch,
sie reißt mein Herz an sich.

Das Spiel geht nun zu Ende,
der letzte Vorhang fällt.
Ihr trottet nun zufrieden
in eure brave Welt.
Zurück bleibt nur noch Martha
in ihrer stillen Wut.
Sie sammelt all die Reste.
Nur – wie entfernt man Blut?

Wir starren in die Leere
und niemand sagt ein‘ Satz.
Die Kunst ist eine Hure!
Uns bleibt ein brennend Schnaps.